Kulturlos

Fragebögen für EinbürgerungskandidatInnen, Mohammed-Ka-ri-katuren, Deutschpflicht auf den Schulhöfen, die Filme »Tal der Wölfe« und »Knallhart« – es ist so einiges los in der letzten Zeit. Das wichtigste dabei: Kultur. Der Schwung dieser ganzen Debatten sollte wirklich ausgenutzt werden, um endlich der Wahrheit wieder Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Es gibt verschiedene Menschen! Gerade »die Linken« tun sich da traditionell doch manchmal schwer. Aber es wird! Die Erkenntnis, dass es Leute gibt, die anders sind, war schon immer ein schöner Schritt in die richtige Richtung: Die Anderen eben. Die zeitgemäße Formulierung dafür: Eine andere Kultur. Daraus lässt sich doch was machen! Kultur ist doch schön. Was gibt’s denn da auszusetzen. Ein klein wenig unscharf der Begriff, aber das macht ihn nicht weniger wertvoll – ganz im Gegenteil: Kampf der Kulturen klingt schon irgendwie besser als Rassenkampf
– das haben wir wirklich hinter uns, also wirklich!

Bleiben noch kleinere Details: Der dezente Charme der Schulhofdebatte zum Beispiel. Das Szenario? Verantwortungsbewusste Politiker, vorwiegend dem christ-sozialdemokratischen Lager zuzurechnen, sorgen sich um die Zukunftsperspektiven von Kindern nicht deutschsprachiger Eltern. Problem erkannt – Problem gebannt! Gelöst durch deutschsprachliche Virtuosität, erworben in vielfältiger und ausdrucksreicher Kommunikation mit anderen Pubertierenden auf den Schulhöfen. Auch die allseits diskutierte Ghettoisierung dieser Jugendlichen ist damit endlich wirkungsvoll durchbrochen und der Grund ihrer Arbeitslosigkeit beseitigt. Und wieder droht eine bahnbrechende Erkenntnis, das Ei des Kolumbus, an bornierten Mäkeln der üblichen Verdächtigen zu scheitern.

Aber wirklich immer ein Haar
in jeder Suppe findend,
Eure ZAG

zurück zur Inhaltsangabe

Archiv