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Synchronicity

von Sharon Dodua Otoo

ZAG

Cee, die im Berliner Bergmannkiez lebende Schwarze Protagonistin von Synchronicity, arbeitet als Graphikdesignerin und lebt allein und zurückgezogen. Als sie beginnt Tag für Tag ihre Farben zu verlieren, anfangs unbemerkt aber mit immer gravierenderen Folgen, erhalten bisher unbeantwortete Fragen Einzug in ihr Leben. Auch den Leser_Innen stellen sich Fragen, vor allem zu Cee: Warum arbeitet sie als Graphikdesignerin, wenn sie doch seit langem weiß, dass sie ihre Farben verlieren wird? Warum ist für Cee Dienstag Sams Tag? Was hat es mit dem dankbaren Polizisten auf sich? Was ist Polysinn, über den Cees Mutter in ihrem Brief schreibt?

In Sharon Dodua Otoos Geschichte gibt es einige Ungereimtheiten und viele offene Fragen. Das ist vielleicht das Schönste an ihr. Das Buch beantwortet nicht alle Fragen sondern lässt Platz für Grautöne und Unsicherheiten. Denn mit Unsicherheiten muss sich Cee jeden Tag beschäftigen. Nur die Frage nach der Realität bleibt auf der Strecke, denn im magischen Realismus von Synchronicity scheint alles wahr.
Farben verschwinden, sind unwichtig oder von Bedeutung, brennen, kitzeln und sind insgesamt mehr als optische Eindrücke.

Das Buch, dessen 24 kurze Kapitel jeweils an einem Tag von Otoo geschieben und an Freunde als Adventsgeschenk verschickt wurden, enthält nicht nur die Perspektive einer Schwarzen Protagonistin in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft, sondern auch die Themen Mutter-Tochter-Beziehungen, Moral in der Lohnarbeit, Gentrifizierung, Depression und selbstgesteckte Grenzen. Es ist ein Berlin-Buch, denn Sätze wie diese beschreiben einen für viele Menschen real existierenden Berliner Winter: »Meine Tage verschmolzen zu einem Kaleidoskop undefinierbarer Grautöne. Ich hatte unterschätzt, was für eine Auswirkung das auf meine Stimmung haben würde – obwohl ich gewarnt worden war – und es wurde zunehmend schwieriger, gegen die drückende Verzweiflung, die sich in mir breitmachte, anzukämpfen«.
Wie Otoos letztes Buch »Dinge, die ich denke während ich höflich lächle« wurde Synchronicity auf Englisch geschrieben und von Mirjam Nuenning ins Deutsche übersetzt. Dabei war der Autorin vor allem die gender-gerechte Sprache wichtig.

Synchronicity ist mehr als Otoos Text. 8 wunderschöne Illustrationen von Sita Ngoumou ergänzen das Geschriebene um eine andere Perspektive auf Cees Welt ohne und mit Farben.

Sharon Dodua Otoo, Synchronicity, 96 Seiten, 12.80 EUR [D], ISBN 978-3-942885-74-4

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