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AfD – zwei Analysen

Jana Krtek

Wir müssen uns wohl für einige Zeit daran gewöhnen, dass die AfD in den Parlamenten sitzen wird. Mittlerweile ist diese Partei ja bereits in verschiedenen Länderparlamenten vertreten. Mit der Bundestagswahl 2017 wird sie vermutlich auch Abgeordnete in den Bundestag schicken. Also muss man sich wohl oder übel weiter mit ihr und ihrem Personal beschäftigen. Dies machen die zwei hier vorgestellten Publikationen.

Das »Schwarzbuch AfD« stammt aus dem Verlag Correctiv. Correctiv ist eine Platform für Journalist*innen, die investigativen Journalismus unterstützen möchte. Aufgabe des Buches ist es, mit den hier veröffentlichten Recherchen nicht mehr nur auf die medialen Offerten der Rechtspopulist*innen zu reagieren, sondern selbst zu bestimmen, was über diese Partei berichtet wird. Der Band trägt alles Wissenswerte über die AfD zusammen: Wer sind ihre Köpfe, wer ihre Wähler*innen, woher stammt ihr Geld, in welchen Netzwerken der Rechten ist sie verankert, wie ist ihre Medienstrategie. Die Autoren geben verschiedene Gründe an, weshalb die AfD vermutlich erfolgreicher ist und sich längerfristiger im parlamentarischen Betrieb verankern wird als ihre Vorgänger NPD, DVU, Schill-Partei und Republikaner. Sie ist auch für gemäßigte Konservative wählbar, da ihr das »Igitt-Image« fehle; sie verfügt über eine ausreichende Finanzierung durch ihre Mitglieder und sie kann auf erfahrene Parteipolitiker wie Alexander Gauland zurückgreifen.

Sebastian Friedrich legt mit seinem Buch mit dem knappen Titel »Die AfD« eine politikwissenschaftliche Analyse vor. Er möchte mit der Analyse der Ursachen für den Aufstieg dieser Partei einen Beitrag für den richtigen Umgang mit ihr liefern. Die AfD bearbeitet ein Bündel von Krisen von rechts. »Es gibt nicht die eine Ursache, mit der sich die AfD erklären lässt« (S. 13). Dies zeigt er auch anhand der Entwicklung und Machtkämpfe innerhalb der Partei, die eine jeweils unterschiedliche Gewichtung der Krisenlösungsversuche von rechts zum Ergebnis haben, sowie den Einstellungen und sozialen Lagen der unterschiedlichen Wählergruppen. »Die AfD hat für das rechte Projekt die Funktion eines Versuchslabors« (S. 118). Was die Strömungen innerhalb der Partei zusammenhält, ist eine Ideologie der Ungleichheit. Er schließt mit Empfehlungen für den Umgang mit der AfD, der extremen Rechten und der extremen Mitte. Dazu muss man den von den Rechten gesetzten Rahmen verlassen und eine eigene Politikformulieren, die an den sozialen Verhältnissen und Problemen ansetzt.

Die beiden Bücher ergänzen sich. Sie sind gut geschrieben verständlich und informativ – und unbedingt empfehlenswert.                

Bensmann, Marcus u. a.: Schwarzbuch AfD. Fakten, Figuren, Hintergründe. Essen u. Berlin: Correctiv, 2017. 220 Seiten. 10 Euro. ISBN 978-3-9817400-3-5

Friedrich, Sebastian: Die AfD: Analysen – Hintergründe – Kontroversen. Reihe Politik aktuell, Bd. 5, Berlin: Bertz-Fischer, 2017. 168 Seiten. 7,90 Euro. ISBN 978-3-86505-741-9

 

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